Vom Ungeheuer
zum Serienmörder – Der Kaiser tauscht seine Gewänder
Auch in der
Erzählstruktur und der Figurenkonstellation gibt es Parallelen zwsichen Vampir-
und Werwolfserzählungen, die man nicht unberücksichtigt lassen sollte. So steht
dem Ungeheuer (Mörder) immer ein Monsterjäger (Ermittler) entgegen, der nicht
eher ruht, bis das Ungeheuer zur Strecke gebracht ist. Van Helsing oder Agent
Starling sind Beispiele dafür, aber auch William of Baskerville in der Name der
Rose. Es gibt eine Monsterjagd, an deren Ende in der Regel die Auslöschung des
Ungeheuers steht (auch hier lassen sich Analogien zwischen dem Schauerroman und
dem Psychothriller ziehen) und damit die Ordnung der Welt wiederhergestellt
wird. Damit zeigt der typische Serienmörderroman das klassische Gesicht des
Schauerromans (eine Art Vorläufer des modernen Horrorromans) aus dem 19.
Jahrhundert, in dem das Schreckliche zunächst unerklärlich (übernatürlich)
erscheint, um sich dann durch die Untersuchung des Protagonisten als auf
gewöhnlichen Ursachen (z.B. Vortäuschung) beruhend zu erweisen. Auch im
Psychothriller wird auf ganz ähnliche Art und Weise die Ordnung
wiederhergestellt, erweist sich das Ungeheuer als Mensch. Der Serienmörderroman
kann somit als die Wiedergeburt eines alten Erzählschemas in aktuellem Gewand
gesehen werden, dessen ursprüngliche Erklärung (das Übernatürliche) nicht mehr
verfängt und daher durch eine der heutigen Zeit angemessenere Erklärung
(Psychologie des Abnormen)
ersetzt wird.
Prinzipiell
lässt sich also sagen, dass sich die Figur des Serienmörders in eine Tradition des Unheimlichen einordnen
lässt, die ihn in eine Reihe mit dem Vampir und dem Werwolf als seine Vorgänger
stellt. Man kann also sagen, dass der Serienmörder die (post-)moderne Inkarnation eines Typus
ist, der zuvor schon existierte, aber immer wieder in das Gewand seiner
jeweiligen Zeit gehüllt wurde .
Gemein ist allen
drei Figuren die Zugehörigkeit zu einer Parallelwelt, die neben der Welt der
gewöhnlichen Menschen existiert und in die sie eintauchen, um ihre Taten zu
begehen, während sie die restliche Zeit über in der Welt der Menschen leben.
Sie sind also für die Menschen nicht ohne Weiteres als zu einer anderen Sphäre
zugehörig erkennbar (meist braucht es einen besonders Berufenen
Jäger/Ermittler, der die Anzeichen zu deuten vermag). Und allen Dreien ist
gemeinsam, dass sie immer wieder grausame Taten begehen, die der Befriedigung
ihrer Bedürfnisse dienen. Darin ist ein zwanghaftes Element zu entdecken, dass
auf einen zweiten Faktor hinweist, nämlich den Zwang zum allgegenwärtigen
Konsum, dem die Menschen in der modernen Welt ausgesetzt sind. Indem der
Serienmörder, der Vampir und der Werwolf, andere Menschen zum Mittel ihrer
Bedürfnisbefriediung machen, treiben sie das Grundprinzip der kapitalistischen
Wirtschaftsordnung und damit der Regeln, nach denen wir alle leben, auf die
Spitze, indem sie den Menschen zum Konsumobjekt machen und uns so den Spiegel
vorhalten.
Vielleicht ist
das der eigentliche Grusel, dass wir
hinter der Maske des Monsters nur uns selbst finden könnten.
Georg Sandhoff
http://fragmentata.blogspot.de/
Hallo :)
AntwortenLöschenVielen Dank für deinen Kommentar <3 Es freut mich, dass dir mein Stil gefällt :)
Ich würde wirklich gerne an deiner Blogger Vorstellung teilnehmen ! Außerdem, muss ich sagen das ich sehr fasziniert von deinem Blog bin. Er gefällt mir sehr !
Liebe Grüße Alice.