Dass
Mord weder eine Frage des Geschlechtes noch des Alters ist und auch in den
besten Kreisen vorkommen kann, ist inzwischen weltweit bekannt, zu Zeiten von
Sophie Ursinus jedoch war es ein Skandal.
Die Tochter eines österreichischen
Diplomaten wurde 1760 geboren. Im zarten Alter von 19 Jahren heiratete sie den
wesentlich älteren Justizrat und Regierungsdirektor Theodor Ursinus. Die eher geschäftliche Bindung störte sich
wenig an ihrer Affäre mit einem dänischen Offizier. 1796 trennte sich dieser jedoch von
Sophie. Sie bemühte sich anschließend vergeblich, ihn zurückzugewinnen und damit
begannen die Dinge ins Rollen zu kommen. Nach mehrmonatiger Krankheit verstarb der Offizier im Juli 1797 offiziell
an einer „Lungenschwindsucht“.
Noch hatte niemand die junge Frau im
Verdacht. Das änderte sich jedoch als ihr Ehemann überraschend verstarb. Am 11. September 1800 starb Theodor Ursinus – was
besonders verwunderlich war, da er am Vortag noch seinen Geburtstag gefeiert
hatte. Der jungen Witwe zufolge hatte er am Abend der
Feier bereits über Unwohlsein geklagt. Er verstarb am Nachmittag im Beisein von mehreren bekannten Ärzten dieser Zeit, darunter der königliche Leibarzt Johann Ludwig Formey. Der erste Verdacht gegen Sophie
wurde laut geäußert. Angeblich habe sie einige Wochen vor dem Tod ihres Mannes
bei einem Apotheker Rattengift erstanden.
Am 20.01. 1801 verstarb dann auch noch die Tante der jungen
Frau unter ähnlichen Umständen. Auch sie hinterließ ihrer Nichte ein großes
Vermögen, was für ein eindeutiges Motiv spricht.
Laut Überlieferungen wusste ihr Leibdiener namens Klein über
die Tötungen Bescheid. Dies wurde ihm 2 Jahre später im Februar zum Verhängnis.
Er erkrankte urplötzlich und auch die Pflegeversuche seiner Herrin schienen es
nur schlimmer zu machen. Als er einen Milchreis nicht essen wollte, beobachtete er wenig später, wie Sophie diesen wegwarf. Misstrauisch
geworden, durchsuchte er die Wohnung und entdeckte Arsenik Pulver.
Am 3. März brachte
ihm Sophie gebackene Pflaumen, die er von einer
Vertrauten auf Gift untersuchen ließ. Als sich dieser Verdacht bestätigte wurde
Anzeige erstattet.
Am Abend des 5. März
wurde Sophie
Ursinus verhaftet. Sie
gestand den Mordversuch an ihrem Diener und widersprach dem Verdacht des Giftmordes an ihrem Liebhaber, Mann und ihrer Tante. Die Vermutung, dass Klein mehr wusste als er
vor Gericht erahnen ließ, würde ein Motiv erklären.
Die Exhumierung der
Leichen konnte den Verdacht eines Giftmordes weder bestätigen noch verneinen.
Da der Verdacht so nicht ausreichte konnte sie nur dem versuchten Mordes an
ihrem Diener vollständig schuldig gesprochen werden. Ihr Erbe wurde ihr jedoch
gelassen. Nach dreißig Jahren Haft wurde Sophie 1833 begnadigt, durfte die
Stadt jedoch nicht verlassen.
Sie starb am 4. April
1836 als Mitglied der besseren Gesellschaft in Glatz.
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