Die nächsten Wochen verliefen
immer gleich. Aufstehen, Frühstück, Arbeit, Abendessen und wieder schlafen. Die
andauernde Monotonie machte Frank langsam aber sicher zu schaffen. Auch wenn es
half etwas zu tun zu haben, kam ihn doch jeder Tag gleich vor.
Mit seinem Knastjob hatte er
Glück gehabt. Er war unten in der Wäscherei. Das Beste was ihm hätte passieren
können, denn dort unten war er nahezu allein. Die zwei Wärter waren genauso
schweigsam wie er selbst und schienen ebenso wenig hier sein zu wollen wie er
selbst.
Wahrscheinlich sitzen sie jeden Abend vor dem Fernseher, machen sich
ein Bier auf und bedauern sich selbst noch mehr als ich es hier tue. Ob sie es
zu schätzen wissen, dass ihre Frauen zu Hause auf sie warten? Ich fürchte
nicht. Immerhin habe ich selbst es auch erst zu schätzen gelernt als es bereits
zu spät war. Und jetzt hocke ich hier, eingesperrt wie ein Tier und falte
Wäsche für den Abschaum Chicagos.
Seufzend machte er sich an den
nächsten Stapel und blickte zu den Häftlingen am anderen Ende des Raumes. Je
weniger er mit den Anderen zu tun hatte, umso besser. Niemand konnte ihm ein
Gespräch aufdrängen oder Streit anfangen, es gab hier unten nur ihn und die
Wäsche. Er war nicht daran interessiert hier Freunde fürs Leben zu finden. Also
verbrachte er die meisten Stunden des Tages damit die Wäsche zu bügeln und zu
falten. Den Wärtern war es ohnehin lieber, wenn alle den Mund hielten.
Das schlimmste am Leben im Knast
war das Duschen. Bisher hatte man ihn in Ruhe gelassen, aber wer konnte sagen
wie lange das hielt? Die Angst davor war das schlimmste. Jedes Mal, während er
allein unter dem Wasserstrahl stand, glaubte er sie würden kommen. Vielleicht
hatte er auch zu viele Filme gesehen, doch dann erinnerte er sich daran, dass
die meisten dieser Filme Biographisch waren und das steigerte seine Unruhe noch
mehr. Er hatte schon öfter gesehen, wie sie die Schwächeren zu gerichtet
hatten. Jedes Mal wieder wurde ihm schlecht und er fühlte sich schuldig, weil
er nur daran denken konnte wie schnell er in der gleichen Situation steckte.
Niemand ist gerne hilflos. Und ich erst recht nicht. Aber so ungerne
ich es auch zugebe, wenn es soweit kommen sollte wird mir genauso wenig jemand
helfen. Niemand macht freiwillig den Mund auf und stellt sich selbst in die
Schusslinie. Jeder böse Junge macht sich vor Angst in die Hosen, wenn er sich
vorstellt die anderen machen das gleiche mit ihm.
Die bisschen Freizeit die er
hatte, verbrachte er mit Sport. Auch wenn er wusste, dass es ihm im Falle eines
Falles nicht viel brachte. Gegen zehn Kerle konnte er nichts ausrichten, auch
wenn er in Bestform war. Aber irgendwie musste er sich beschäftigen, er wollte
nicht das Gefühl haben nichts zu tun.
Außerdem hat es trotzdem etwas beruhigendes, wenn man sein eigenes
Körpergewicht stemmen kann …
Sonntags war Besuchertag. Franks
Tag der Entspannung, alle anderen Häftling waren mit ihrem Besuch beschäftigt.
Sonntag bedeutete Sicherheit. Wann auch immer die Anderen ihn nehmen würden,
nicht an einem Sonntag.
Ich finde die kursiven Absätze sehr gut, irgendwie kann ich mich bei denen viel besser in die Situation hineinversetzen.
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