Es ist mitten in der Nacht und ich liege mal wieder wach.
Die Gedanken in meinem Kopf kreisen immer wieder und ich frage mich, wie ich
das alles bisher überstanden habe ohne Amok zu laufen. Irgendwie bin ich bisher
gekommen und es geht auch immer weiter, aber hört das ständige kämpfen denn
niemals auf?
Ich rolle mich in der dünnen Tagesdecke ein und setzte mich
auf das Sofa. Mein Freund liegt mit meiner dicken Wuffine im Bett und schläft. Ich
will ihn auch nicht wecken, diese Gedanken kann nicht einmal er mir nehmen.
„Du wirst das schaffen“, reist mich die Stimme meiner Omi
aus den Gedanken. Ich blinze ein paar Mal, bis ich mir sicher bin ihr
liebevolles, runzliges Gesicht vor mir zu sehen.
„Das glaube ich nicht“, antworte ich ehrlich. Eindeutig bin
ich dabei zu träumen, meine Omi ist bereits seit einigen Jahren tot – und selbst
wenn nicht würde sie wohl kaum morgens um 4 Uhr plötzlich neben mir auf dem
Sofa sitzen.
„Sicher – sieh dir an was du bisher überstanden hast.“
„Für mich sieht das eher nach dem Lebenslauf eines Versagers
aus.“
„Du bist wie immer zu streng zu dir selbst.“
Ich blicke sie traurig lächelnd an und schüttle langsam den
Kopf. „Immer wenn ich versuche alles richtig zu machen, geht alles schief.“
Nun schüttelt sie den Kopf und legt mir eine kalte Hand auf
die Schultern. „Du hast viele Fehler gemacht, das ist in Ordnung, doch im
Moment machst du alles richtig.“
„Und warum fühlt es sich dann nicht so an?“
„Weil es nicht einfach ist, das richtige zu tun.“
Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiche ihrem Blick aus.
„Ich bin alleine“, sage ich.
„Nein, ich bin bei dir.“
„Nein, du bist tot.“
Sie sieht verletzt aus und es tut mir leid, dass diese
Tatsache so aus mir heraus geplatzt ist. Selbst wenn sie nur ein Bild in meinen
Träumen ist, hat sie es nicht verdient dass ich sie verletzte. Sie nickt
langsam, als wäre mein Satz jetzt erst zu ihr durchgedrungen.
„Du hast Recht, ich bin tot. Aber er ist es nicht.“
Sie deutet mit dem Finger auf meinen schlafenden Freund. Ich
beginne sofort noch heftiger auf meiner Unterlippe zu kauen. Meine Omi scheint
genau zu wissen was ich denke, sie wendet sich wieder mir zu und sieht mir so
fest in die Augen, dass ich Angst bekomme.
„Hör auf so viel zu denken und vertrau deinem Bauchgefühl. Du
machst alles richtig – und auch er war die richtige Entscheidung …“
Mir kommen die Tränen. Ich habe mich so oft danach gesehnt,
mit ihr zu reden. Sie wusste immer einen Rat, egal für was. Selbst als sich die
Demenz über die hergemacht hat, wusste sie immer etwas zu sagen, dass mir
geholfen hat. Ich wünschte ich könnte sie umarmen, doch mein Kopf sagt mir
immer wieder, dass es ohnehin nur ein Traum ist.
„Ich weiß nicht wie lange ich diese Welt noch ertrage …“,
platz es aus mir heraus und ich ziehe die Beine an die Brust um mein Schluchzen
zu unterdrücken.
Behutsam tätschelt sie meine Schulter und nickt. „Wir alle
stoßen immer wieder an unsere Grenzen. Behalt den Kopf oben und geh einfach
immer weiter …“
„Aber was ist, wenn …“
Sie ist weg.
Einfach so.
Ich sehe mich in meinem dunklen Zimmer um, doch sie ist
nicht mehr da. Mein Freund gibt ein leises Stöhnen von sich und fragt warum ich
nicht im Bett liege. Eilig wische ich mir die Tränen von den Wangen und lege
mich wieder zu ihm. Soviel zum Thema Traum …
Stimme deiner Omi total zu!
AntwortenLöschenLG
Elke
Danke meine Liebe ;)
AntwortenLöschenDu sollst mich doch nicht zum Heulen bringen! :) Ja, die Omas, mit ihrer unglaublichen Reife und Gelassenheit, können einem doch immer wieder Mut machen!
AntwortenLöschenWas für ein bewegender Text... :'-(
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Marie <3
Danke!
LöschenOh was für ein schöner Text, er berührt mich sehr! :)
AntwortenLöschenSehr interessant geschrieben und deine Omi hat völlig recht. Meine Oma hat mir immer gesagt es gibt Menschen auf der Welt denen geht es viel schlechter als dir und die beklagen sich noch nicht mal. Und sie hat recht, Man sollte glücklich sein mit dem was man hat, den Rest schafft man auch noch.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Laura vom
http://streuselsturm.blogspot.com/
Danke meine Liebe!
LöschenSehr schöner und berührender Text :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Kathie <3
www.mondexrose.blogspot.de
Ich danke dir!
LöschenSchner, bewegender Text und ich kann dem nur zustimmen. Es ist nicht immer der leichteste Weg alles richtig zu machen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Mona von Belle Mélange
Danke schön!
Löschen