Missverstandene
Künstler und verkannte Genies sind bei weitem nichts, dass es nicht auch in
unserer Zeit gibt. Denn auch wenn wir nicht mehr vom Adel beherrscht werden und
in einer mehr oder weniger gut funktionierenden Demokratie leben, bleibt eines
noch immer gleich: Die Ständegesellschaft ist noch immer nicht aufgehoben, sie
definiert sich an Hand des Geldes.
Mittellose
Menschen haben es nach wie vor schwer, im Bereich Bildung, Sozialleben und eben
auch beim Verwirklichen ihrer Träume. Gerade im Bereich der Literatur hat man
es heute fast genauso schwer wie damals. Denn es gibt zwar durch aus einige
Verlage, die einem fast sofort eine Zusammenarbeit anbieten, doch wie seriös
das Ganze ist, bleibt dann doch lieber im Dunklen.
Diejenigen,
die gerne mehr möchten, gehen meist einen besonders schweren Weg.
Als
Indie-Autor schlägt man sich nicht nur mit dem eigentlichen Schreiben herum -
was einem in jedem Fall eine Menge abverlangt – man macht auch alles andere
selbst. Man begibt sich auf die Suche nach Beta-Lesern, die einem nicht nur
sagen, was man hören will sondern die unbeschöhnte Wahrheit, man sucht nach einem Lektor, den man sich
leisten kann, ohne sich dafür einige Wochen nur von Reis zu ernähren und versucht sein Bestes, um den Verlagen in nichts nachzustehen – doch leider,
klappt genau das meist nicht.
Edgar
Allen Poe hatte ähnliche Probleme, denn zu seiner Zeit gab es selten Autoren,
die derartig düster und philosophisch schrieben. Im Juni oder Juli 1827
erschien auf Kosten Poes – ihr bemerkt, was ich damit sagen will - sein erster
Gedichtband Tamerlane and Other Poems.
Poe hatte einen Traum und den ließ er sich auch nicht durch seinen geringen
Erfolg nehmen, er kämpfte weiter.
Die
Szene der Indie-Autoren ist gespickt mit vielen tausenden Menschen, die alle
dem gleichen Ziel nachjagen: etwas schreiben, das alle umhaut. Etwas
erschaffen, den Leser in seine eigene Welt
hineinzieht und auch noch Erfolg hat. Dabei geht es einigen – nicht allen – nicht um das
Geld, sondern nur darum, gelesen zu werden. Natürlich ist es ein Traum, sich
seinen Lebensunterhalt nur durch das Schreiben finanzieren zu können, doch in
der heutigen Welt ist es leichter, sich das Ziel nicht ganz so hoch zu stecken.
Mit
einem Buch eine Welle auszulösen ist nahezu unmöglich, denn neben diesem einem
Buch erscheinen pro Tag auch hundert andere, so grenzt es an ein Wunder, wenn
ohne Werbung überhaupt etwas verkauft wird. Poe selbst brachte in
Baltimore im Dezember 1829 eine zweite Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel
Al
Aaraaf, Tamerlane and Minor Poems heraus. Im April 1831 erschien in New York sein dritter
Gedichtband, finanziert hatte er das Buch durch die Unterstützung von
Militärkameraden in West Point. Ein überragendes Genie wie er hatte also also
drei Bücher in einem Zeitraum von vier
Jahren herausgebracht. Doch leben
konnte er davon noch lange nicht.
Erst ca.
1831 begann, er Erzählungen zu schreiben, um so ein Einkommen zu erzielen.
Seine erste Geschichte, Metzengerstein, erschien
am 14. Januar 1832 in Philadelphia. 1833 gewann Poe mit MS. Found in a
Bottle bei einem Preisausschreiben des Baltimore Saturday Visiter die ausgelobten 50 US-Dollar. Nun mögen
50 Dollar nicht nach einer Unsumme klingen, doch es war ein Anfang und genau
diesen Anfang muss man finden, denn danach – mit viel Glück – kann es beginnen
ganz von selbst zu laufen. Durch seinen Gewinn schaffte Poe es, wichtige Kontakte
zu knüpfen und diese halfen ihm, in regelmässigen Abständen Geschichten zu
veröffentlichen und damit ein Einkommen zu erzielen, doch auch das
reichte nicht um sich ein Leben in Wohlstand zu verdienen.
Mehr als
einmal stand Poe am Rande seiner Existenz und vielleicht war es auch genau das,
was ihm im nachhinein zu einem DER Autoren machte. DER Begründer der
Kurzgeschichten, DER Meister des Schrecken und sowieso DER Autor überhaupt.
Sein Leben
war ein Kampf mit vielen Rückschlägen, doch irgendwann – auch wenn er nicht
mehr lebte – hatte er gewonnen. Ich bin sicher, würde er in der heutigen Zeit
leben, wäre er einer der Indie-Autoren, die es auch ohne einen Verlag schaffen,
ihre Leser zu begeistern.
Danke für den tollen Beitrag!
AntwortenLöschenHeutzutage ist es vermutlich einfacher, als zu Poes Zeiten - ich habe meine Betaleser in Schreibforen kennengelernt, sodass ich mit einem vorlektorierten und überarbeiteten Buch beim Verlag anklopfen kann (was sich vermutlich bereits von den 80% völlig unlektorierten Werken abheben dürfte) und wenn ein Buch irgendwann draußen ist, gibt es eine Menge Schreibforenkollegen und Bloggerfreunde, die mir beim Verbreiten helfen könnten.
Diese Möglichkeiten hatte Poe noch nicht und es ist erstaunlich, wie viel er dennoch geleistet hat!
Freut mich das dieser Beitrag dir gefällt! Poe ist ein Held der Literatur und ich fand die Übereinstimmungen zum Indie-Autoren-Leben sehr schön um Mut zumachen!
AntwortenLöschenIch bin der gleichen Meinung, auch wenn ich Poe bisher nur in der Schule, vor vielen Jahren, gelesen habe, waren es Geschichten, die mich sogar im englischen Original mitreißen konnten. Das soll bei mir schon was heißen, zu der Zeit war lesen und schreiben von Büchern noch nicht wirklich meine Sache. Heute könnte ich für das schreiben von Geschichten und Büchern sterben... Wenn du magst kannst du gerne mal eine Leseprobe haben, wenn du Rechtschreibfehler ausblenden kannst...
AntwortenLöschenGruß Frank von Frankies Testwelt
http://www.Frankies-World.de
Ein sehr schöner reflektierter Post =) Ich mag Poe sehr gerne, ob Indie oder nicht - mein Liebster hat mir letztens eine bibliophile Ausgabe geschenkt, mit wunderschönen düsteren Illustrationen von meinem Lieblingszeichner Benjamin Lacombe, die würde dir sicher auch gefallen =)
AntwortenLöschen