„Du sagst immer das es im Leben immer nur auf die schönen
Momente ankommt die wir sammeln …“, sage ich und spüre wie brüchig meine Stimme
mit jeder Silbe wird. Noch nie viel es meiner großen Klappe so schwer sich zu
öffnen.
„Meine schönsten Momente hatte ich mit dir …“, wehrt er ab
und lässt den Blick auf dem Boden schweifen als würde er dort die Scherben
unserer Liebe sehen.
„Aber auch die Schlimmsten …“, gebe ich zu bedenken und
versuche mit bitterer Verzweiflung die
Schutzmauer um mich herum nicht bröckeln zu lassen.
„Jeder schlimme Moment mit dir war schöner als einer ohne
dich …“
Der Klang seiner kitschigen Worte lässt mich wieder zittern,
doch dieses Mal ist es die Angst vorm schwach werden die jede Sekunde neben ihm
unerträglich zu machen scheint. Ich bin schon zu oft wegen ihm schwach geworden
und bisher bereue ich keinen dieser Momente – Doch jetzt ist es anders. Ich
weiß, dass ich es bereuen würde, denn damit würde alles nur noch schlimmer
werden. Mir erscheint es als hätte mein Herz sich auf ein tödliches Duell mit
meinem Kopf eingelassen und bereits scharfe Munition verwendet die sich nun mit
jedem Wort durch meine Schutzweste schlägt.
„Du bist ein guter Lügner“, murmle ich und zwinge mich zum
lächeln. „Wir haben uns gegenseitig zu viel angetan um es noch zu ignorieren …“
Die Härte meiner Stimme schneidet die Luft zwischen uns in zwei blutige Hälfte.
Wieder spüre ich die Tränen wie Säure in meinen Augen und erhebe mich von
meinem Platz. „Tut mir leid, aber ich kann nicht mehr …“
Auch in seinem Gesicht hat die salzige Säure ihre Spuren
hinterlassen und glänzt silbrig auf der roten Haut. „Warum?“
„Weil die Zeit zu schön und zu schrecklich war …“, hauche
ich und beiße mir so fest auf die Lippen das ich Blut schmecken kann. Ich greife nach meiner bereits gepackten
Tasche und hänge sie mir über die Schultern, als befände sich in ihr die Last
eines ganzen Lebens dessen Ende abzusehen war. Die emotionalen Wunden die wir
einander Hinterlassen sind zu tief, als das ein einfacher Verband die Blutung
stillen könnte. Er steht ebenfalls auf und umarmt mich so fest, dass ich Angst
habe er würde mich nie wieder los lassen. Der Geruch seiner Haut steigt mir in
die Nase ohne, dass ich es verhindern könnte und unwillkürlich muss ich an das
erste Mal denken als ich in den Genuss kam diesen Duft in mich aufzusaugen. „Du
riechst wie ein Gott riechen sollte …“, wiederhole ich laut den Gedanken den
ich bereits bei unserer ersten Begegnung hatte. Er lässt mich los und sieht
mich fragend an.
„Was hast du gesagt?“
Ich schüttle den Kopf, denn meine Worte würden es nur noch
schlimmer machen und ich spüre bereits wie ich beginne mich danach zu sehen,
einfach in seinen Armen zu weinen. Doch er kann mich nicht weiter tragen und
ich ihn nicht.
„Ich muss jetzt gehen“, sage ich bitter und schiebe mich mit
gebrochenen Herzen an ihm vorbei. Der strahlende Sonnenschein scheint mich zu
verhöhnen, während die Sonnenbrille meine verquollenen Augen versteckt. Die
Tatsache, dass ich ihn verletzten muss um mich selbst wiederzufinden, trifft
mich wie eine Kugel mitten in den Kopf. Ich kann förmlich spüren wie Blut und
Hirnmasse über mein Gesicht laufen. Mit jedem Tropfen scheint die einstige
Liebe zu vertrocknen wie eine Lilie in der staubigen Wüste. Monate lang habe
ich mich gegen die Erkenntnis gewehrt und gehofft, trotz aller Widrigkeiten mit
ihm glücklich zu werden – doch so war es nicht.
Egal wie sehr ich mir gewünscht habe, dass unsere Liebe nie
vergeht, sie war nicht stark genug um die ständigen Stürme zu ertragen. Die
Tränen wollen nicht mehr fließen, während ich um die Ecke biege und dem letzten
Menschen dem Rücken zu drehe von dem ich sagen kann das ich ihn liebe.
Mich selbst liebe ich mehr als ihn und dieser neu gewonnene
Egoismus ist der Punkt. Das Bewusstsein,
dass es mich nicht zu einem schlechten Menschen macht, ist ebenfalls neu und
ich muss meine Gedanken neu ordnen bevor ich mich noch einmal in die Nähe der
Liebe wagen kann, denn diese ist wesentlich komplizierter als
Hollywood es uns verkaufen will. Nur Hormone und Verliebtheit reichen nicht aus
um glücklich zu sein. Ich beginne mich selbst für diese Erkenntnis zu hassen,
doch lieber ist es mir mich selbst in das umklammernde Alleinsein zu stürzen,
als ihn und mich weiter unglücklich zu machen.
Shit Happens …
Die liebe Liebe wird wieder auftauchen, es braucht nur Zeit.
Sehr schön geschrieben und ja man kennt das Problem
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